Glauben Sie nicht alles, was Sie denken by Valerija Sipos und Ulrich Schweiger

Glauben Sie nicht alles, was Sie denken by Valerija Sipos und Ulrich Schweiger

Autor:Valerija Sipos und Ulrich Schweiger [Sipos, Valerija / Schweiger, Ulrich]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 111-1-11-111111-1
Herausgeber: Verlag Herder GmbH
veröffentlicht: 2017-02-14T16:00:00+00:00


Freude ist die Emotion, die Menschen dabei hält, lebenserhaltende, gesundheitserhaltende, die eigene Gruppe fördernde, konstruktive und erfolgreiche Dinge immer wieder zu tun und die dafür nötige Energie aufzubringen. Freude ist eine bewusst wahrnehmbare emotionale Komponente der Aktivation des Belohnungssystems.25 Freude sagt uns: »Tu es wieder, komm auf dieses Verhalten und zu diesem Ort zurück.« Freude wirkt im konstruktiven Sinn besonders nachhaltig, wenn man in einem wichtigen Wertebereich Erfolg hat, beispielsweise wenn Partnerschaft wichtig ist, und man einen attraktiven Partner für sich gewinnt, wenn Kreativität im Beruf wichtig ist und in diesem Bereich etwas Besonderes gelingt.

Drogen nehmen das Belohnungssystem dagegen in eine Art Geiselhaft (Garcia-Garcia, et al., 2014). Betroffen ist dabei besonders das dopaminerge System26, das Belohnung durch Nahrungsaufnahme regelt. Abhängigkeit erzeugende Substanzen sind zwar in ihrer chemischen Struktur heterogen, doch oft wirken sie direkt oder indirekt auf das dopaminerge System. Drogen stimulieren das Belohnungssystem in einer Weise, mit der die natürliche Belohnung nicht mithalten kann. Das Gehirn sagt uns deshalb: »Konsumiere wieder, es ist harmlos, es ist mühelos, es macht dich glücklich!« »Geiselhaft« bedeutet hier, dass man an der Qualität der Emotion Freude nicht ablesen kann, ob das Belohnungssystem durch eine natürliche Belohnung oder durch eine chemische Substanz aktiviert wurde.

Eine weitere Falle, die mit der Emotion Freude verbunden ist, kann Spielsucht sein. Nach zufälligen Erfolgen in einem Spiel sagt das Gehirn: »Du kannst gewinnen, du musst es nur oft genug probieren!« Gerade die Chance, durch einen sehr hohen Gewinn eine radikale Verbesserung des eigenen Lebens zu erreichen, beispielsweise nie mehr arbeiten zu müssen, ist ein sehr starker Anreiz. Immer wieder lässt er Menschen völlig vergessen, dass bei allen Spielsystemen mehr als die Hälfte der eingesetzten Gelder bei den Betreibern oder beim Staat landet. Viele Automatenspiele oder Computerspiele sind darauf »optimiert«, analog zu Drogen das Belohnungssystem als Geisel zu nehmen.

Ein drittes Problem ist Schadenfreude. Zu sehen, wie sich andere Menschen tollpatschig benehmen oder in Castingshows ihre Fähigkeiten überschätzen und sich dabei blamieren, ist kurzfristig tatsächlich lustig. Schadenfreude entspricht aber bei den meisten Menschen nicht ihrem Wertesystem und kann deshalb keine nachhaltige Quelle von Freude sein. Aber auch hier bemerkt man das Problem nicht direkt, denn Schadenfreude fühlt sich nicht anders an als jede andere Freude. Das Gehirn sagt eher: »Es ist okay, darüber zu lachen, es bist ja nicht du, der sich blamiert! Der andere macht das freiwillig und ist selbst schuld, wenn alle lachen.« Doch sobald uns klar wird, dass wir selbst nicht immer vor Dummheiten geschützt sind und in gleicher Weise zum Opfer der Schadenfreude anderer werden können, führt Schadenfreude zu einer Intensivierung eigener Ängste.



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